Anosognosie

Bei einer Anosognosie handelt es sich um eine neurologische Störung, die das Unvermögen einer Person beschreibt, ihre eigenen Defizite oder Krankheiten zu erkennen. Es handelt sich um eine Art der fehlenden Krankheitseinsicht, bei der Patienten nicht in der Lage sind, ihre eigenen körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen zu erkennen oder zu akzeptieren.

Menschen mit Anosognosie können beispielsweise nach einem Schlaganfall, einem erlittenen Schädelhirntrauma, einer Hinrblutung oder bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson auftreten. Obwohl offensichtliche Defizite vorhanden sind, wie z.B. Lähmungen, Sprachstörungen oder Gedächtnisprobleme, sind die Betroffenen nicht in der Lage, diese zu erkennen oder ihre Auswirkungen zu verstehen.

Diese Unfähigkeit, die eigene Krankheit oder Beeinträchtigung zu erkennen, kann für die betroffenen Personen und ihre Angehörigen sehr frustrierend sein. Oft verweigern sie jede Unterstützung oder Hilfe, da sie der Meinung sind, dass mit ihnen alles in Ordnung ist. Dies kann zu erheblichen Schwierigkeiten im Alltag führen, da die Betroffenen möglicherweise riskante Entscheidungen treffen oder ihre eigenen Grenzen überschreiten, ohne sich der Konsequenzen bewusst zu sein. Aber auch für Außenstehende ist eine Kopfverletzung und die damit verbundenen Einschränkungen oft nicht sichtbar, was alles nicht einfacher macht… .

Die genauen Ursachen der Anosognosie sind noch nicht vollständig verstanden. Es wird angenommen, dass verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, einschließlich Schäden an bestimmten Bereichen des Gehirns, die für die Selbstwahrnehmung und das Bewusstsein verantwortlich sind.

Die Behandlung von Anosognosie kann eine Herausforderung darstellen, da die Betroffenen oft nicht bereit sind, ihre Defizite anzuerkennen oder Hilfe anzunehmen. Wir Neuropsycholog*innen können in der neuropsychologischen Therapie eine Anosognosie behandeln und die Lebensqualität der Betroffenen und auch der Angehörigen verbessern.

Aphasie

 

 

Eine Aphasie ist eine neurologische Störung, die die Fähigkeit einer Person beeinträchtigt, Sprache zu verstehen und/oder auszudrücken. Sie tritt häufig als Folge einer Schädigung der Sprachzentren im Gehirn auf, die durch einen Schlaganfall, einen Hirntumor, ein Schädelhirntrauma oder eine degenerative Erkrankung wie die Alzheimer-Krankheit verursacht werden kann. Viele Longcovid-Betroffen berichten von Wortfinsungsstörungen.

Menschen mit Aphasie können Schwierigkeiten haben, Wörter zu finden, Sätze zu bilden und sich auszudrücken. Sie können auch Probleme haben, geschriebene oder gesprochene Sprache zu verstehen. Die Schwere der Aphasie kann von milden Symptomen, bei denen die Sprachprobleme kaum spürbar sind, bis hin zu schweren Fällen reichen, bei denen die Kommunikation nahezu unmöglich ist.

Die Auswirkungen von Aphasie können sowohl auf die betroffenen Personen als auch auf ihre Familien und Angehörigen erheblich sein. Die Schwierigkeiten beim Kommunizieren können zu Frustration, Isolation und einem Verlust an Lebensqualität führen. Es ist wichtig zu beachten, dass Aphasie die kognitiven Fähigkeiten einer Person nicht beeinträchtigt. Menschen mit Aphasie sind geistig normal, aber sie haben Schwierigkeiten, ihre Gedanken und Ideen verbal auszudrücken.

Die Behandlung von Aphasie umfasst in der Regel eine Kombination aus Sprachtherapie und unterstützenden Kommunikationsstrategien. Die Sprachtherapie konzentriert sich darauf, die Sprachfähigkeiten durch Übungen zur Wiederherstellung von Wortfindung, Satzbildung und Verständnis zu verbessern. Unterstützende Kommunikationsstrategien können die Verwendung von Bildern, Symbolen, Gesten und elektronischen Hilfsmitteln beinhalten, um die Kommunikation zu unterstützen.

Es ist wichtig, Menschen mit Aphasie zu unterstützen und ihnen geduldig zuzuhören. Es kann hilfreich sein, eine ruhige und unterstützende Umgebung zu schaffen, in der die Person Zeit hat, sich auszudrücken. Durch die Nutzung verschiedener Kommunikationsmethoden können Menschen mit Aphasie weiterhin aktiv am sozialen Leben teilnehmen und ihre Bedürfnisse und Wünsche ausdrücken.

Eine Aphasie ist eine herausfordernde Erkrankung, aber mit angemessener Unterstützung, Therapie und Anpassung können Menschen mit Aphasie ihre Kommunikationsfähigkeiten verbessern und eine bessere Lebensqualität erreichen.

Hemianopsie – Gesichtsfeldausfall

 

Eine Hemianopsie bzw. ein Gesichtsfeldausfall kann nach einer Hirnschädigung auftreten und beeinträchtigt die Fähigkeit des Betroffenen, seine Umgebung wahrzunehmen.

Das Gesichtsfeld ist der Bereich, den ein Mensch wahrnehmen kann, wenn er geradeaus blickt. Es umfasst das periphere Sichtfeld sowie das zentrale Sichtfeld. Der Gesichtsfeldausfall tritt auf, wenn ein Teil oder die gesamte Sicht des Betroffenen verloren geht. Dies kann sich als blinde Flecken, fehlende Teile des Sichtfeldes oder auch als ein Tunnelblick bemerkbar machen.

Ein Gesichtsfeldausfall kann viele Ursachen haben. Eine der häufigsten Ursachen ist eine Hirnschädigung. Hier kann es zu einem Schlaganfall, einer Gehirnblutung oder einer Hirnverletzung kommen, die das Gesichtsfeld beeinträchtigt. Auch Tumoren im Gehirn oder Entzündungen im Nervensystem können Gesichtsfeldausfälle verursachen.

Die Symptome eines Gesichtsfeldausfalls können je nach Ursache und Schweregrad sehr unterschiedlich ausfallen. Einige Betroffene bemerken möglicherweise gar keine Symptome, während andere einen deutlichen Verlust des peripheren Sichtfeldes oder eine Einschränkung des zentralen Sichtfeldes erfahren können. In manchen Fällen kann der Gesichtsfeldausfall sogar so stark sein, dass er zu einer Einschränkung der Mobilität und Unabhängigkeit führt.

In der Neuropsychologie hilft das Training der visuellen Wahrnehmung, das Gesichtsfeld zu erweitern und den Patienten in seiner Unabhängigkeit zu unterstützen. Neben einem Funktionstraining werden Kompensationsstrategien vermittelt.

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Was ist Neuropsychologische Therapie?

Die neuropsychologische Therapie ist ein Ansatz der Psychologie, der sich auf die Diagnose und Behandlung von neurologischen Erkrankungen konzentriert, die das Gehirn und das Nervensystem betreffen. Dieser Ansatz basiert auf einer umfassenden Kenntnis der kognitiven, emotionalen und Verhaltensaspekte des menschlichen Gehirns sowie auf einer individuellen Anpassung der Behandlung an die spezifischen Bedürfnisse des Patienten.

Neuropsychologische Therapie ist besonders relevant für Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie Schädelhirntrauma, Schlaganfällen, Hirnverletzungen, Demenz und anderen Krankheiten, die zu kognitiven Beeinträchtigungen führen können – hierzu zählt auch Long Covid. Durch eine umfassende Neuropsychologische Untersuchung und Diagnostik, werden die spezifischen kognitiven Defizite des Patienten identifiziert. Anschließend wird ein individueller Therapieplan erstellt und die Therapie begonnen. Diese zielt darauf ab, die kognitiven Defizite zu verbessern oder zu kompensieren.

Die neuropsychologische Therapie umfasst eine Vielzahl von Techniken, darunter kognitive Rehabilitation, kognitive Verhaltenstherapie, Psychoedukation und neuropsychologisches Training. Die Behandlung kann sowohl Einzel- als auch Gruppensitzungen umfassen und kann je nach Bedarf langfristig oder kurzfristig sein.

Das Ziel der neuropsychologischen Therapie ist es, dem Patienten zu helfen, seine kognitiven Fähigkeiten und emotionalen Zustände zu verbessern und seine Lebensqualität zu erhöhen. Es geht dabei um eine individuelle und anpassungsfähige Behandlung, die sich an die spezifischen Bedürfnisse und Fähigkeiten des Patienten anpasst.

Die  neuropsychologische Therapie ein wichtiger Ansatz, um Menschen mit neurologischen Erkrankungen zu helfen, ihre kognitiven Funktionen zu verbessern und ihre Lebensqualität zu erhöhen. Die Therapie erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Patienten und dem Therapeuten, um eine effektive und individuelle Behandlung zu gewährleisten.

Long COVID, Fatigue & Pacing

Eines der anhaltenden Symptome von Long COVID, auch bekannt als Post-Akutes Covid-Syndrom (PACS), ist Erschöpfung oder Fatigue. Diese Erschöpfung kann bei einigen Betroffenen monatelang anhalten und das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Eine Möglichkeit, mit dieser Erschöpfung umzugehen, ist die Methode des Fatigue Pacings.

Fatigue Pacing ist eine Methode, die bei chronischer Erschöpfung eingesetzt wird, um die Aktivitäten des täglichen Lebens besser zu managen und die Symptome zu reduzieren. Es geht darum, sich selbst zu regulieren und seine Energie sinnvoll einzusetzen, um Überanstrengung und Crashs zu vermeiden.

Die Methode des Fatigue Pacings beinhaltet die Einteilung von Aktivitäten in kleinere, machbare Abschnitte, anstatt sie in einem Stück durchzuführen. Es geht darum, die eigenen Grenzen zu respektieren und sich nicht zu überanstrengen, um den Körper nicht weiter zu belasten. Zum Beispiel, anstatt eine Stunde am Stück zu laufen, könnte man stattdessen zwei oder drei Mal für jeweils 20 Minuten laufen, mit Pausen dazwischen, um sich zu erholen.

Es geht auch darum, Prioritäten zu setzen und sich auf die wichtigsten Aufgaben zu konzentrieren, anstatt sich mit unnötigen Aufgaben zu überladen. Es geht nicht darum, weniger zu tun, sondern sich auf das zu konzentrieren, was am wichtigsten ist, um das Gefühl von Erfolg und Zufriedenheit zu erhalten. Wenn man mit Fatigue Pacing beginnt, ist es wichtig, realistische Ziele zu setzen und sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Es ist auch wichtig, Geduld zu haben und sich selbst die Zeit zu geben, die Methode des Fatigue Pacings zu erlernen und anzuwenden.

Es kann dazu beitragen, dass sich Betroffene besser fühlen, ihre Energie besser nutzen und ihre täglichen Aktivitäten besser bewältigen können. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass es nicht die einzige Lösung ist und dass es immer ratsam ist, mit einem medizinischen Fachpersonal zu sprechen, um eine individuelle Behandlung zu erhalten.Insgesamt ist die Methode des Fatigue Pacings ein hilfreiches Instrument für Betroffene von Long COVID und anderen Formen von chronischer Erschöpfung.

Wir unterstützen Sie gerne, wenn Sie Fragen haben.

Neuroplastiztät

Neuroplastizität bezieht sich auf die Fähigkeit des Gehirns, sich selbst zu verändern und anzupassen. Es ist ein faszinierendes Konzept, das in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit erhalten hat, da es unser Verständnis davon verändert, wie das Gehirn funktioniert und wie wir lernen. Bis vor kurzem glaubten Wissenschaftler, dass das Gehirn im Erwachsenenalter relativ stabil ist und dass neuronale Verbindungen, die einmal gebildet wurden, kaum verändert werden können. Die Entdeckung der Neuroplastizität hat jedoch gezeigt, dass das Gehirn auch im Erwachsenenalter noch sehr anpassungsfähig ist.

Neuroplastizität tritt auf, wenn das Gehirn auf eine Veränderung in der Umwelt oder durch Erfahrungen reagiert und sich anpasst. Es kann zum Beispiel auftreten, wenn wir neue Fähigkeiten erlernen oder uns an neue Umgebungen anpassen. Aber auch bei Schädigungen des Gehirns kann Neuroplastizität eine wichtige Rolle bei der Genesung spielen, indem das Gehirn neue neuronale Verbindungen bildet oder bestehende Verbindungen neu organisiert.

Neuroplastizität hat wichtige Auswirkungen auf unser tägliches Leben. Es bedeutet, dass wir ständig neue Fähigkeiten erlernen und unser Wissen erweitern können, auch im Erwachsenenalter. Es zeigt auch, dass unser Gehirn sich an neue Umgebungen und Erfahrungen anpassen kann, was uns widerstandsfähiger gegenüber Veränderungen macht. Darüber hinaus hat die Forschung gezeigt, dass Neuroplastizität bei der Behandlung von neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen wie Schlaganfall, Demenz und Depressionen eine wichtige Rolle spielen kann. Durch gezielte Therapien wie in der Neuropsychologie können neue neuronale Verbindungen gebildet oder bestehende Verbindungen neu organisiert werden, was zu einer Verbesserung der Symptome und einer Verbesserung der Lebensqualität führen kann.Insgesamt ist Neuroplastizität ein faszinierendes Konzept, das unser Verständnis des Gehirns und dessen Fähigkeit zur Anpassung und Veränderung verändert hat.